Sechs Gründe und drei Nicht-Gründe für Kritik

Dieser Text wurde zuerst als Twitter-Thread veröffentlicht. Er ist eine Reaktion darauf, dass eine User den Kritikern an der GWUP unterstellt hat, die GWUP zerstören zu wollen, und dies aufgrund von „persönlichkeitsstörungsähnlichen Vernichtungsgefühlen“.


Gründe, aus denen die autistische Community auf Twitter gegen ABA kämpft und damit auch gegen die GWUP, die diese Methode in ihrer Vereinszeitschrift beworben hat:

1. Empathie

Bei Videos und Beschreibungen von ABA wie denen in diesem Artikel können sich Autisten leichter in die „behandelten“ autistischen Kinder hineinfühlen als in die nichtautistischen „Therapeuten“. Sie können sich vorstellen, wie bedrängt sich die Kinder fühlen, und was das mit ihnen anrichtet.

Denn auch Autisten empfinden Empathie. Allerdings fällt es allen Menschen leichter, sich in diejenigen hineinzuversetzen, die ihnen vom Empfinden und den Erfahrungen her ähnlich sind. Dies mag ein Grund dafür sein, dass anscheinend Nichtautisten mit den genannten autistischen Kindern nicht so deutlich mitfühlen können.

2. Wissen

Viele Autisten, gerade auch die spätdiagnostizierten, entwickeln ein Spezialinteresse für Autismus. Sie lesen alles, was dafür relevant sein könnte. Sie kennen die traditionellen Erklärungen wie z.B. die „extreme male brain“-Hypothese wie auch die neueren Ansätze, mit denen sich die aktuelle Forschung beschäftigt. Sie wissen, was andere Autisten als Problem empfinden, was sie als hilfreich beschreiben und was als hinderlich. Irgendwann stoßen sie auf ABA und lesen dann alles dazu – Erfahrungsberichte, wissenschaftliche Auseinandersetzung damit, ja, auch ABA-Studien selbst. Und stellen fest, wie sehr es allem zuwiderläuft, was sie selbst als hilfreich empfinden, und wie viel an dieser Methode zu den Dingen gehört, die schädlich sind. Und wie konsequent das Fach selbst alles an Kritik ignoriert.

3. Weniger Bias

Es gibt Hinweise darauf, dass Autisten weniger stark von typischen kognitiven Verzerrungen betroffen sind. Das könnte erklären, warum sie sich nicht mit der üblichen Evidenz-Behauptung von ABA-Vertretern begnügen und die logischen Mängel in deren Argumentation wahrnehmen. Das könnte auch erklären, warum sie sich nicht von der „Eminenz“, mit der ABA-Vertreter gerne auftreten, blenden lassen.

4. Gerechtigkeitsempfinden

Es gibt ebenso Hinweise darauf, dass Autisten ein höheres Gerechtigkeitsempfinden haben und sich auch für die gute Sache einsetzen, wenn es ihnen keine Vorteile bringt, sondern im Gegenteil Nachteile – wie eben auch der Kampf gegen ABA.

5. Neutralisierung des Faktors Eminenz

Gegen die GWUP richtet sich der Kampf mittlerweile u.a. auch darum, weil auch Autisten bewusst ist, dass viele Menschen sich durch Eminenz beeinflussen kann. Gerade dadurch, dass die GWUP in anderen Bereichen glaubwürdig für die Wissenschaftlichkeit steht, verleitet es Menschen dazu, ihr unhinterfragt zu glauben, wenn sie sich eine Meinung über ABA bilden sollen. Wer kritisch über ABA aufklären will, muss auch diesen Eminenz-Faktor berücksichtigen und die scheinbare Eminenz hinterfragen.

6. Unglaubwürdigkeit der GWUP

Inkompetenz in einem Bereich färbt ab auf andere Bereiche. Das haben sicherlich viele schon erlebt: In einer Zeitung, einem Magazin steht ein Artikel über ein Thema, in dem man sich auskennt – und die Fakten werden falsch dargestellt. Und man fragt sich, wie viel von dem, was man selbst nicht überprüfen kann, überhaupt stimmt. Uns geht es so mit den drei ABA-Artikeln im „Skeptiker“. Die schwache und voreingenommene Argumentation darin schadet der GWUP allgemein. Und der Weg aus dieser Glaubwürdigkeitskrise kann nicht sein, den Kopf in den Sand zu stecken und zu hoffen, dass es niemand bemerkt. Sondern eine kritische Aufarbeitung, die zeigt, dass bei der GWUP Argumente mehr zählen als Kumpeligkeit mit Mitgliedern, die irgendwie immer schon da waren. Damit die GWUP wieder zu einer Institution werden kann, die wir uneingeschränkt empfehlen können, wenn wir beim Thema Autismus auch über Impfungen, Homöopathie oder MMS aufklären.

Keine Gründe, aus denen die autistische Community gegen ABA kämpft und damit auch gegen die GWUP, die dies beworben hat:
  1. Persönlichkeitsstörungen
  2. Wunsch, die GWUP zu zerstören
  3. eigene Bereicherung
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